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Munich, 04-08-51

Ich muss zugeben, ich habe George W. unrecht getan als ich zu Beginn seiner Amtszeit ihn als dumm - nun, zumindest minder bemittelt - bezeichnet habe. Es ist so lange her. Heute komme ich als Spender für ihn nicht in Betracht. Diese Ehre erfahren nur Amerikaner unter 30. Ich bin über 80. George W. ist über 110. Donald gar bald 130. Meine damalige Überzeugung ist einem tief empfundenen Respekt vor der Größe der Aufgaben gewichen der sich George W. unermüdlich stellte. Er hat nicht aufgegeben nachdem er die Tragweite der notwendigen Veränderungen erkannt hatte. Er trug diese ungeheure Bürde der Verantwortung, nicht nur für das Volk welches ihn wählte, sondern für die gesamte Menschheit. Er wich keinem Konflikt aus so schmerzlich dieser auch war. Und ja, in dieser Beharrlichkeit erkennen wir heute den schon verloren geglaubten Geist jener Pioniere wieder, die einst für uns die Türen zur neuen Welt öffneten. Wir sollten dankbar sein, dass es in dieser für uns alle so schwierigen Zeit einige wenige Männer und Frauen gab, die ihr eigenes Wohlergehen gegenüber dem Wohlergehen unserer Zivilisation zurückstellen. Denn wir stehen nun tatsächlich am Anfang eines neuen Zeitalters. Ja, wir alle können jetzt aufstehen und rufen "Die Menschheit ist erwachsen geworden!" Im Namen aller aufrecht denkenden Menschen, lasst uns unsere Nachbarn an die Hand nehmen und nun gemeinsam in dieser neuen, besseren Gesellschaft leben. Denn wir können unseren Nachfahren heute stolz sagen: "Wir haben den Samen gesät, auf dass ihr reiche Ernte einfahren könnt. Wir haben den Anfang gemacht und der Welt, unserer Mutter Erde, den Frieden geschenkt. Es war nicht leicht, nein, leicht war es wirklich nicht. Doch in der Zeit der Verwirrung hatten wir ein leuchtendes Licht, einen Leuchtturm, der uns den Weg aus Krieg, Hunger und Verblendung wies. Doch welche Opfer wurden uns abverlangt. Welch einen Preis mussten wir zahlen bis wir schließlich die gewaltigen Schwierigkeiten überwinden konnten.
War es das Wert? Ja. Denn seht nun die Welt von heute: es gibt keine Kriege mehr. Es gibt keine Ungerechtigkeit mehr. Es gibt keinen Hunger mehr. Alle seit Jahrhunderten schwelenden Feindseligkeiten sind beigelegt. So zahlreich die Opfer auch wahren, sie wurden erbracht. Manchmal nicht freiwillig; so manches mal mussten die Menschen mit Gewalt aus dem dunklen Mittelalter gezerrt werden, doch während sie noch heulten, kratzten und traten nahmen wir uns ihrer an und halfen ihnen fürsorglich - wie eine Mutter die ihr garstiges Kind wieder auf den richtigen Weg bringt. Lange dauerte es, bis die zahlreichen Nationen der Erde integriert werden konnten. Und einige, dunkle Flecken sind die mahnenden Male derer, die fanatisch ihre Steinzeitkultur, aufbauend auf Unterdrückung und Ungerechtigkeit, der neuen Aufklärung nicht preisgeben wollten. Es dauerte noch länger, bis auch die letzten Menschen die dunkle Vergangenheit hinter sich ließen. Doch wir durften ihnen keinen Vorwurf machen, denn wer, der in einem Sumpf versinkt, kann einen Gedanken an die Länder hinter dem nächsten Berg verschwenden? Rar sind solche Menschen.

Nun wisst ihr um den Preis des Friedens. Ihr wisst um den Preis der Freiheit. Nicht jeder von uns ist in der Lage, in die Zukunft zu sehen und entsprechend zu handeln. Denkt an die Vorbilder, George "the Saint" Walker Bush, der nicht zögerte und zauderte um die Menschheit als ganzes in ihr goldenes Zeitalter zu führen. Und vergesst auch nie Donald "Peacemaker" Rumsfeld, jener Mann, der die Regimenter der Aufklärung gegen die Verblendeten führte damit auch diese als Teil der gesamten Menschheit ihren Platz in der neuen Welt finden würden. In der fernen, dunklen Vergangenheit gab es Europäer, Asiaten, Afrikaner; es gab Juden, Christen, Moslems. Ihr seid die erste Generation auf einer Welt, in der es nur Amerikaner gibt. Menschen. Freuet euch."


Ich bin stolz darauf, Amerikaner zu sein!

 

The Governor of Germany, Munich, D.B.
„Germany - the Blackwood State“


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Munich, 04-10-52

Ich habe erfahren, dass es nach wie vor Widerstand gegen unsere neue Welt gibt. Auch hier, mitten in Munich, District of Bavaria, sind Untergrundkämpfer aktiv. Ich war schockiert als ich das las. George W. hat heute eine Rede diesbezüglich gehalten. Natürlich war ich - mit Familie - dabei. Es war eine bemerkenswerte Rede. Wie alle war ich zu Tränen gerührt von seiner Anteilnahme. Dieser Mann ist unglaublich. Obwohl bei einigen Anschlägen Amerikaner zu schaden gekommen sind, mehrere Einrichtungen im Wert von über 5 Mio. Dollar zerstört worden sind, ist George W. nicht zornig oder verärgert. Nur traurig, enttäuscht. Und sehr, sehr besorgt. Und dieses Mitgefühl mit den Widerständlern ist das, was uns alle immer mitreißt. George W. betrachtet sie nicht wie Feinde, sondern wie fehlgeleitete Verwandte. Und er sit nur von einem Wunsch beseelt: diese armen Menschen wieder zurück auf den Weg der Tugend zu bringen, sie nicht zu vernichten sondern anzuleiten. Um auch ihnen eine Chance in unserer Gesellschaft zu geben. Es ist diese Haltung, dieser innige Wunsch auch seinen Todfeinden immer zu verzeihen, die ihn wirklich groß gemacht hat. Die Widerständler behaupten, wir würden in einer Diktatur leben, würden es kaum wagen eigenständige Gedanken zu denken. Da kann ich mich nur dem Präsidenten anschließen: diese Menschen sind nicht unsere Feinde, diese Menschen sind krank. Sie müssen nicht vernichtet, sie müssen geheilt werden. Steht nicht im vierten Verfassungszusatz (und der ist von 1889) schwarz auf weiß die Presse- und Meinungsfreiheit? Und gehen wir nicht selbst alle fünf Jahre aufs neue den Präsidenten wählen? Wo, möchte ich den armen Menschen zurufen, seht ihr denn eine Diktatur? Was gefällt euch nicht? Womit haben wir euch so verletzt, so tief in eurer Würde getroffen, dass ihr meint, ihr könntet nur mit Granaten antworten?

Ich möchte euch bitten, ja sogar anflehen, gebt uns eine Chance euch zu helfen. Denn wir können euch helfen. Erklärt uns euer Probleme, sprecht mit uns. Kritisiert unser System, nur dadurch können wir es verbessern. Denn natürlich ist es nicht perfekt. Nichts von Menschenhand geschaffenes vermag jemals wirklich perfekt zu sein. Aber um so wichtiger ist, dass ihr diese Kritik auch äußert. Menschen zu verletzen kann doch keine Lösung sein. Ihr könnt nicht wirklich wollen, dass Kinder ihre Eltern, Brüder ihre Schwestern verlieren, nur weil ihr nicht in der Lage seid zu sprechen. Das einzige, was ihr von euch gebt sind haltlose Beschuldigungen.

Es mag ja historisch korrekt sein, dass einige, wenige Völker sich der Aufklärung widersetzten. Und es war wahrscheinlich auch so, dass bei einigen Staaten zuvor Druck ausgeübt werden musste. Aber, und das ist ganz klar zu belegen, es war niemals, zu keiner Zeit notwendig ganze Staaten ‚auszuradieren‘ - wie ihr nicht müde werdet zu behaupten - nur um ein Exempel zu statuieren. Oh, ich will nicht leugnen dass es einige Missverständnise gegeben hat in der Zeit der Assimilation. Ich selbst war zutiefst entsetzt über den Einsatz dieser Sporen in Arabien. Doch es war nicht mehr als: ein Fehler. Ein tragischer Fehler, aber eben nur ein Fehler. Keiner, am wenigsten Donald oder gar George W., wollte zu solchen Mitteln greifen. Und da geschah, nach tagelangen Guerilla-Angriffen der Einheimischen, dieser tragische Zwischenfall. Wir müssen auch General Wolf verstehen. Seit Tagen werden seine Männer und Frauen getötet. Jeden Tag muss er zehn, zwölf Kondolenzbriefe verfassen. Ist es nicht völlig verständlich, dass er irgendwann die Nerven verlor und dann ganz Arabien mit diesen Sporen säuberte? Es ist mehr als das, es ist menschllich. Und als er das ganze Ausmaß seiner Tat sah, erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Eine ganze Woche mußte er im Lazarett verweilen während draußen für seine Truppen immer noch Gefahr herrschte. Welch eine Qual muß dies für einen so großherzigen Mann gewesen sein. Und welch eine Erleichterung nicht auch noch vor Gericht gestellt zu werden. Die Ankläger sahen seinen Seelenschmerz. Weise wie sie waren, verzichteten auf eine offizielle Untersuchung. Der arme General hätte erneut diese Situation durchleiden müssen. Dies blieb ihm erspart. Oder, wie war das in Asien? Ein ursprünglich dort geboren und aufgewachsener Amerikaner warf eigenmächtig einen Nuklearsprengkopf auf die Hauptstadt seiner ehemaligen Heimat. Warum tat er diese? Nicht aus Rachsucht, nein, er wollte seinen Verwandten, seinem Geburtsstaat helfen. Die kurzsichtige Regierung verschloss sich den Bemügungen um Angliederung und drohte mit militärischer Gewalt. Da sah der junge Offizier seine Chance, den Widerstand der verblendeten Regierung zu brechen und den armen Menschen vor Ort zu helfen, mit einem minimalen Einsatz an Mitteln. Und auch dieser Vorfall wurde untersucht, selbstverständlich. Es dauerte über ein halbes Jahr, bis der Soldat wieder in den Dienst zurückkehren konnte. Und er hatte auch seine Strafe erhalten, schließlich entwendete er amerikanisches Eigentum, so ehrenvoll seine Motive auch wahren. Allein der mildernde Umstand, dass er seiner Familie helfen wollte, bewahrte ihn vor einer hohen Geldstrafe.

Diese Beispiele, von euch herangezogen um unsere Unmenschlichkeit anzuprangern, sind in allen Punkten aus der Luft gegriffen. Das, wenn sich eine ganze Welt verändert, dieses nicht ohne kleinere Verstimmungen funktioniert ist doch wohl ein Allgemeinplatz. Und es ist nicht so, dass George W. und Donald nicht auch einige, wenige Fehler gemacht haben. Aber es kommt eben auf das Gesamtbild an. Und wenn wir uns zusammen die größe der Aufgabe bewußt machen, stellen wir da nicht fest, dass es beeindruckend wenige Fehler sind? Eine Welt, so zerstritten diese noch vor einem halben Jahrhundert war unter einem Banner -dem Banner der Freiheit - zu vereinen ist eine geradezu heroische Aufgabe. In der Geschichte des Bundesstaates Greece gibt es zahlreiche historische Erzähllungen über Helden und deren Heldentum. Hier und heute sind unsere Helden lebendig. Denn wie in den alten Sagen mußten George W. und Donald unter widrigsten Umständen ihrem Weg treu bleiben. Gegen alle Widerstände haben sie unermüdlich für die Freiheit gekämpft, zahlreiche Siege errungen und doch mit ihren treuen Anhängern einige Niederlagen einstecken müssen. Gerade wir können dies doch in unmittelbarer Umgebung erleben. Ihr, die ihr nicht willig seid aus Fehlern und der Vergangenheit zu lernen, ihr solltet zu der Glasebene von Berlin fahren. Dort war einst eine stolze Stadt. Doch die Stadtväter leisteten - ebenso wie ihr - sinnlosen aber erbitterten Widerstand gegen die neue Aufklärung. Und dort könnt ihr erkennen, wie sehr ihr euch irrt. In die Enge getrieben blieb unserer Regierung keine anderer Wahl als mit einem chirurgischen Schnitt diese Pestbeule aus dem gesunden Körper zu entfernen. Ich selbst war damals in der unmittelbaren Umgebung von George W., ich sah wie bitterlich er weinte als er diesen Schnitt anordnete. Doch er wußte, es blieb ihm keine Wahl. Wenn er den Patienten retten wollte, und das wollte er, mußte dieser Entzündungsherd entfernt werden. Ich selbst bat ihn diesen Schnitt zu machen, bot mich sogar an, das Skalpell selbst in die Hand zu nehmen. Doch wieder bewiese er seine Größe. Er sah mich an und sagte „Dies ist meine Verantwortung. Nicht die deine. Ich kann nicht zulassen, dass du unter einer solchen Verantwortung zusammenbrichst.“ Und mit Tränen in den Augen, ja, mit belegter Stimme befahl er den Einsatz. Wie froh ich noch heute bin, dass ich diese Verantwortung nicht tragen muss kann ich nicht in Worte fassen.

An euch jedoch sind folgende Worte grichtet: Lasst euch helfen. Wir alle wollen euch helfen. Und noch eine Warnung: Ich werde es nicht zulassen, dass George W. noch mehr Schmerz und Verantwortung auf sich laden muss. Lasst es nicht so weit kommen.
Im Namen der Freiheit, ich flehe euch an.


The Governor of Germany, Munich, D.B.
„Germany - the Blackwood State“

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Munich, 04-12-53

Heute also soll es geschehen. Der Präsident hat angeordnet, dass die Aufrührer öffentlich vor Gericht gestellt werden. Am Jahrestag des Attentats auf die Limousine des ewigen Präsidenten soll damit nun endlich ein Schlussstrich gezogen werden.

Die letzten Wochen waren für mich außerordentlich schmerzlich. Ich, der ich als glühendster Verfechter der zweiten Aufklärung gelte, begann zu wanken. Mehr noch, nach eingehendem Studium der Ermittlungsunterlagen spürte ich den Stachel des Zweifels in mir. Die dunkle Verzweiflung, die sich beim Lesen ausbreitete, mich zu verschlingen drohte und an der mein Verstand schier zu zerbrechen schein wich dem schleichenden Gift des Zweifels. Denn nun war ich selbst Betroffener. Ich musste mich mit den Rebellen auseinandersetzen, mit deren Zielen und auch den Mitteln, so grausam sie auch waren. In den Dokumenten des Todes und des Verrats war alles vermerkt. Welche Anschläge die Gruppe der Dissidenten plante. Welche Opfer sie zu bringen bereit waren, um ihre Ziele durchzusetzen. Und auch, welches Leid unter der Bevölkerung diese Personen anrichten würden und billigend in Kauf nahmen. Und wieder musste ich mich fragen: Warum? War es das abstrakte Ziel der 'Freiheit' Wert, dafür sein Leben und das Leben zahlreicher anderer Menschen wegzuwerfen? Wie stellt sich denn diese Freiheit dar, die jene zu finden trachten und worin unterscheidet sie sich von der bereits vorhandenen Freiheit? Ich war inzwischen bereit zuzugeben, dass unser System nicht perfekt arbeitet. Doch welches System macht dies? Auch wir sind bestrebt, den allermeisten unserer Menschen ein Maximum an Freiheit und Sicherheit zu bieten. Manches mal muss die Freiheit des Individuums der Freiheit der Gesellschaft weichen. Welche Fehler ihr auch anprangert, wir sind Menschen, wir machen Fehler. Ist es diese Fehlerhaftigkeit die ihr uns vorwerft? Doch gebt Acht, auch ihr seid nicht frei davon.

Im Laufe des Studiums der Akte kamen mir diese und weitere Fragen in den Sinn. Schließlich wurde die Qual der Ungewissheit in mir so stark, dass ich Beschloss, doch um einen Besuch zu bitten. St. George fragte mich bereits bei der Festnahme, ob ich Kontakt mit den Verrätern wünschte. Ich verneinte. Meine Wut, dass aus meiner Familie jemand gegen St. George und die Regierung zu kämpfen bereit war erfüllte mich mit kalter Wut. Ich sagte zu George, er möge diese Verräter vor meinem Zorn in Sicherheit bringen, da ich nicht wüsste ob ich meine Empörung und Verachtung nicht an ihnen auslassen würde. Wie immer reagierte er mit Verständnis, aber auch mit einem leisen Tadel. Es sei nicht recht, sagte er, die Unwissenden für ihre Unwissenheit zu bestrafen. Doch in meinem Hass auf meinen Sohn konnte ich seinen Standpunkt damals noch nicht einnehmen. Als ich ihm meine Bitte um ein Treffen dann vortrug reagierte er mit Verwunderung, gab mir zu verstehen, dass er es nicht gutheißen wird. Aber ich bestand darauf. Wie immer erkannte er meine tiefe innere Verletzung und gab, wenn auch widerstrebend, meinem Ansinnen nach. Und er warnte mich, dass ich mich in Acht nehmen müsse. "Ihnen ist ein starkes Gift zu Eigen geworden, mit Worten säen sie Zwietracht und Verblendung und fahren Reiche Ernte ein. Zu deiner Sicherheit wird ein Geheimpolizist die Gespräche zwischen dir und deinem gefallenen Sohn überwachen. Ich brauche dich dringend, die ganze amerikanische Bevölkerung braucht dich. Ich kann es daher nicht erlauben, dass du der Versuchung erliegst derer dich dein eigen Fleisch und Blut aussetzen wird." Überrascht, aber auch geschmeichelt ob der hohen Wertschätzung die er mir entgegen brachte stimmte ich diesem Arrangement zu.

Ach, hätte ich doch auf St. George gehört. Doch nun ist es zu spät. Was hatte ich erwartet? Anschuldigungen seinerseits, der hilflose Zorn wie bei einem gefangenen Löwen. Gegen alle möglichen Aggressionen hatte ich mich gewappnet, nur nicht gegen sein Mitleid. Er sprach mit mir wie mit einem geistig zurückgebliebenen Teenager. Geduldig setzte er sich mit meinen Vorhaltungen auseinander. Wo ich tobte und ihn des Wahnsinns beschuldigte blieb er ruhig und Argumentierte. Ich weiss, dass er nicht im Recht ist, dass er nicht im Recht sein kann. Ich kenne die Welt noch aus der Zeit vor der zweiten Aufklärung. Ich habe den Beginn der neuen Kreuzzüge miterlebt. Mein ganzes Leben, mein Streben und Wirken dient der Menschheit als ganzes.

Und doch...was wäre, wenn er auch nur in einem Punkt recht hat? Mein Sohn sagte mir, er sei nicht hier weil er irgendetwas getan habe. Sein einziges 'Verbrechen' war, zu zweifeln. Und diese Zweifel an andere weiterzugeben.

Der Prozess beginnt gleich.


The Governor of Germany, Munich, D.B.
„Germany - the Blackwood State“

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Munich, 05-12-53

In meiner Jugend habe ich folgenden Satz gelesen: "Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens". Erst jetzt, viele Jahrzehnte danach, verstehe ich die wahre Bedeutung dieses Sinnspruchs. Nach dem Verfahren gegen meinen Sohn erlitt ich einen Nervenzusammenbruch. Ich schäme mich der Schwäche nicht. Es war unnatürlich. Er schein völlig unbeteiligt, lächelte und reckte beide Daumen nach oben während im Saal das Publikum tobte. Es war unheimlich mit anzusehen wie die Ruhe und Ordnung aus unserem Staat verschwand und unter dem Firnis der Zivilisation der Barbar wieder zum Vorschein kam. Obschon ich zahlreiche dieser Prozesse selbst geleitet habe war ich bei diesem, da es ja gegen meinen eigenen Sohn ging, nur Gast und nicht der Richter. Eine Weise Regelung, hätte ich ja das Urteil abmildern und anstelle der üblichen Strafe ihn in ein Zwangslager schicken können. Dennoch erschien es mir im Laufe des Tages, als sei das Volk beinahe froh als der erwartete Schuldspruch kam. Sie jubelten und klatschten, bewarfen meinen Sohn mit allerlei Gegenständen. Nur mühsam gelang es den Sicherheitspolizisten den, nun ja, Mob wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann musste ich, als Oberhaupt des Staates, den Schuldspruch bestätigen - was ich selbstverständlich auch tat. Da fiel dann zum ersten Mal die Maske der eisernen Ruhe meines Sohnes. Ohne Rücksicht auf das Protokoll rief er mir Schmähungen und Beleidigungen entgegen. Dann wandte er sich ans Saalpublikum und forderte sie offen, ohne jede Heimlichkeit, zum Aufstand gegen die, wie er sagte, "Diktatur des Terrors" auf. Seine flammende Rede brannte sich in mein Gedächtnis, ebenso wie der offen zutage getragene Hass auf den Gesichtern der Sicherheit. Dann zogen sich die Wächter zurück und ließen den heulenden Mob auf meinen Sohn los.

Es blieb nicht genug übrig um einen Hund am Leben zu erhalten. Die Schreie, das Heulen des Mobs, die Rede - in meiner Verzweiflung fing ich an in die Menge zu schießen, blind, ohne Plan, bis mich meine eigenen Sicherheitsleute überwältigten.

Nach mehreren Wochen intensiver Behandlung, erhielt ich schließlich Besuch. Ari Junior der zweite, Sprecher von St. George, betrat in der Begleitung zweier NSA-Agenten meine Unterkunft und bot mir an, in Kürze wieder meinen Posten einzunehmen. Allerdings, so liess er mich wissen, gäbe es da einen geheimen Plan um endlich die europäischen Rebellen ein für alle mal 'auszuknipsen'. Nach meinen Erlebnissen während des Prozesses wäre meine Mitarbeit höchst nützlich für die gesamte Nation - wenn "man Ihnen noch trauen kann" fügte er hinzu. Betäubt durch die lange Einsamkeit in meiner Zelle stimmte ich sofort und vorbehaltslos allem zu, was Ari mir antrug. Meinen Wunsch, George zu treffen und mit ihm zu Reden, mich zu entschuldigen, wies er zurück. Ich müsse zuerst einer intensiven Untersuchung, insbesondere meines Geisteszustandes, unterzogen werde. Aber ich würde danach unmittelbar wieder mit ihm Reden können. Ja, ich würde wieder frei sein und mein Amt ausüben dürfen.

Als wäre ein Engel herabgestiegen um mir die Hand zu reichen, so ergriff er meine und zog mich aus dem Krankenhaus hinaus in die wirklich Welt.

 

The Governor of Germany, Munich, D.B.
„Germany - the Blackwood State“

 

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